Donnerstag, 13. November 2014

Krieg in der sechsten Welt

Heute habe ich etwas sehr Merkwürdiges erlebt! Zusammen mit meiner Frau Irmgrid habe ich die Kinder, deren Kinder und die Kindeskinder der einen Kinder besucht. Kinder, war das eine Freude! Sie sind alle schon ziemlich groß geworden, diese Taugenichtse, und merkwürdig sind sie auch! Statt den Tag sinnvoll damit zu verbringen, bis zum Schlafengehen um sieben Uhr am Fenster zu sitzen und der Gemeinde einen Dienst als wachsamer Sittenwart zu erweisen, sitzt dieses junge Gemüse ständig vor dem Kompuhter. Als wäre das gesund! Viereckige Augen bekommen sie davon!

Trotzdem haben uns die kleinen Racker bewiesen, dass sie ihre Zeit nicht mit Herumlümmeln und dem Anschauen von Schmutzfilmen verschwenden. Der kleine Keffin hat es mir ganz stolz gezeigt: er will ein Krieger werden, genau wie es sein guter Großvater zu seiner besten Zeit gewesen ist. Allerdings werden die Schlachten – ich erinnere mich noch genau an unsere schönen Nächte in Frankreich mit Wein und Frauen – heute in der guten Stube ausgetragen. Heureka, was doch mit diesen Kompuhtern alles möglich ist! Erst habe ich gedacht, dass der kleine Lümmel den alten Herrn seines alten Herrn wieder mit irgendwelchem Blödsinn belästigen will, der in mir das Bedürfnis auslöst, den Rohrstock wieder einmal in Gebrauch zu nehmen. Aber da habe ich mich in Keffin getäuscht, diesem guten Jungen!

Unser Keffin!
Meine Augen haben ihre besten Tage leider schon hinter sich – ach, wie gerne schwelge ich in den 40ern –, aber Keffin hat mir erklärt, was er da in diesem Krieg genau tun muss. Diese absonderlichen, braunen Kreaturen aus der sechsten Welt wagen es doch tatsächlich, unser Volk zu bedrohen! Das haben wir früher nicht zugelassen, und wir werden es auch heute nicht tun! Gerade in Zeiten von Ebola muss man da äußerst vorsichtig sein, das habe ich gestern erst in der neuen Apotheken Umschau gelesen, und meine Frau Irmgrid stimmt dem auch vollkommen zu. Auf jeden Fall hat mir unser Keffin verraten, dass diese braunen Kreaturen böse sind und in der Vergangenheit leben. Es wäre ja noch schöner, sähe es in der sechsten Welt so aus wie hier im fortschrittlichen Europa!

Die hässlich entstellte Fratze eines Feindes aus der sechsten Welt. Man beachte die ungewaschenen Zähne!
Auf jeden Fall kämpfen Keffin und seine Kameraden just in dieser Sekunde in einer erbitterten Schlacht für unser Volk gegen die Kriegsfürsten der sechsten Welt – und ehrenvoll dazu! Statt wochenlanger Grabenkämpfe haben sich unsere Männer an der Front rückbesinnt und kämpfen mit den Waffen der alten Edelmänner: Stahl auf Stahl! Dazu haben unsere Truppen eigens eine Allianz gebildet, nur stehen wir dabei hoffentlich nicht auf der Seite des Erbfeindes. Ich sehe ja ein, dass das alles seine Wichtigkeit und Richtigkeit hat, doch möchte ich mit diesem feigen Pack nichts zu tun haben!

Da kann man mal sehen, dass das frische Blut von heute doch noch zu etwas fähig ist! Während andere Buben nur am Kompuhter sitzen und spielen, setzt unser tapferer Keffin sein Leben für uns alle aufs Spiel! Unserer Regierung von Pappnasen kann man allerdings nicht über den Weg trauen: statt von den hohen Herren für seine Dienste einen Orden zu erhalten, muss der mutige Bursche jeden Monat für das Privileg bezahlen, seinem Land als Held dienen zu dürfen. Wir leben in traurigen Zeiten, aber mit Männern wie Keffin sehe ich doch noch Hoffnung für die Jugend!

Mit freundlichen Grüßen,
Lümmelsfreie Stub' e.V.