Sonntag, 19. August 2012

Gamescom 2012

Mit Schrecken habe ich mich heute vor dem heimischen Flimmerkasten neben meiner geliebten Frau Irmgrid fast an meinem kühlen Feierabendbier verschluckt! In den Nachrichten wurde von einem Hort der Unzucht berichtet, wo sich junge Taugenichtse ohne Konsequenzen vor ehrlicher Arbeit drückten und stattdessen in unüberschaubarer Zahl ohne Aufsicht ihrer Eltern Videospiele spielten. Während ich noch knapp die Fassung behielt, hatte es Irmgrid vollkommen die Sprache verschlagen, wie diese Grünschnäbel mit süchtelndem Blick durch die Hallen streiften, teils obskure Kostüme trugen und dabei öffentlich ihre Faulheit zur Schau stellten.

Fleißig wie eh und je habe ich mich gleich an den Heimrechner gesetzt und mit akribischer Genauigkeit Nachforschungen betrieben, deren Resultat ich mit großem Bestürzen hier kundtun möchte:

1. Die bizarr anmutenden, manchmal gar monströsen Verkleidungen waren nicht etwa Werk einiger Unholde, die kurz nach dem Fernsehbericht von der Polizei artgerecht bestraft und des Platzes verwiesen wurden. Viel mehr wird von den dreisten Rabauken sogar erwartet, sich statt eines behaglichen Wollpullovers und adretter Samthose derlei abstoßende Küstume anzuziehen. Statt sich neue Schulbücher zu kaufen und diese mit viel Fleiß durchzuarbeiten, werden also von den verlotterten Jugendlichen merkwürdige Verkleidungen zusammengestellt, die nicht nur lächerlich aussehen, sondern bei den armen Eltern für ein hohes Maß an Beschämung sorgen dürften. Schweren Herzens fühle ich mich dazu berufen, unsere unbescholtenen Leser diesem fürchtlerlichen Anblick auszusetzen, damit auch jeder weiß, was die Buben in ihrer Freizeit so treiben.

Diese Leute sollen also unsere Rente einmal bezahlen!

2. Ich habe in meinem fast hundertjährigen Leben viel gesehen, aber einige der präsentierten Spiele haben dem Fass doch den Boden ausgeschlagen! Burschen, die noch nicht einmal einen ordentlichen Bart haben, steuerten mit ihren Fernbedienungen einen Soldaten durch eine Schlacht des zweiten Weltkrieges! Ich habe damals nicht gekämpft, um derartiges mit ansehen zu müssen! Aber damit nicht genug: bei genauem Hinsehen habe ich in einem gestellten Nahkampf in das Gesicht eines der Gegner blicken dürfen. Sofort habe ich Irmgrid mit wedelndem Finger auf die markanten Züge des angegriffenen Soldaten aufmerksam gemacht. Es besteht kein Zweifel: bei der dargestellten Person handelt es sich um meinen ehemaligen Kampfgefährten Rüdiger Tötensen. Ein Blick auf ein altes Foto hat meinen Verdacht nur bestätigt. Die Burschen haben eine reale Schlacht nachgespielt, die von den Entwicklern perfide im Detail eingefangen wurde. Mit Bestürzung habe ich mich erst einmal eine Minute ausruhen müssen, bevor ich meine Recherche fortgesetzt habe.

3. Uns wird trotz der mageren Rente wieder einmal mit allen Mitteln das Geld aus der Tasche gezogen! Erst vor ein paar Tagen oder Wochen - so genau kann ich mich nicht erinnern - habe ich meinem Enkel widerwillig einen Gameboy gekauft. Und siehe da: schon wird einer dieser Rabauken gezeigt, der ein komplett anderes Gerät in der Hand hält! Ich sehe jetzt schon kommen, dass ich diese Weihnachten mehr als nur einen dieser Gameboy DS kaufen muss. Jetzt haben die Dinger auch schon zwei Bildschirme, sodass das Denken unserer Enkel noch weiter verdreht wird, als es ohnehin schon ist.

Brandneu auf dem Markt, und schon muss ein neues Gerät her!

4. Waren die Hallen schon in den bisherigen Teilen meiner Recherche stets gefüllt von unansehlichen Taugenichtsen, denen eine ordentliche Ohrfeige eine Lehre sein würde, blieb mir beim Anblick der ESL, oder wie ich sie nenne "Esel" fast das Herz stehen. Von einem unüberschaubaren Publikum gaffender Rotznasen angefeuert zeigten die Esel öffentlich, dass sie die Schule längst aufgegeben hatten, um professionell faul sein zu dürfen. Hypnotisiert klimperten sie mit ihren spindeldürren Fingern auf der Tastatur herum und verhöhnten damit alle hartarbeitenden Menschen, da sie für diese Zurschaustellung von Unfähigkeit auch noch Geld bekamen! Statt einem ordentlichen Beruf wie Klempner oder Waldarbeiter nachzugehen, hängen diese kreidebleichen Esel den ganzen Tag vor ihrem Heimrechner und meiden in nahezu vampirischer Weise das Sonnenlicht. Und so etwas haben unsere Kinder und Kindeskinder herangezogen!

5. Am meisten von allem hat mich jedoch der Auswuchs dieses gesellschaftlichen Geschwürs schockiert. Hunderttausende bleiche, ungewaschene Gestalten haben sich in den Hallen herumgetrieben, wo halbnackte Dirnen ihnen unzüchtige Gedanken einpflanzten, und teuflische Spiele sie mit ihren unredlichen Reizen lockten. Wie viel Geld man mit einer schönen Partie Schach oder Mensch ärgere dich nicht gespart hätte! Wo bleibt denn die Zeit für die Familie? Wir von der Lümmelsfreien Stub' e.V. sprechen uns klar gegen diese unsagbar schändliche Veranstaltung aus und fordern unsere Lieben stattdessen dazu auf, uns alten Haudegen doch bei einer spannenden Partie Dame zu zeigen, wo der Hammer hängt! Das beschert nicht nur ein schönes Zusammensein, sondern regt auch das Denken an und macht mit Sicherheit mehr Spaß.

Mit freundlichen Grüßen,
Lümmelsfreie Stub' e.V.

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